HOLODOMOR 1932-1933 IN DER UKRAINE
Holodomor (ukr. Mord durch Hunger) bezeichnet die Hungersnot, die in den 1932-1933 Jahren von der Sowjetunion in der ukrainischen Sowjetrepublik gezielt herbeigeführt wurde und an während derer unterschiedlichen Schätzungen zufolge 3 bis 4 Millionen Ukrainer_innen gestorben sind. Seit der Unabhängigkeit 1991 bemüht sich die Ukraine darum, dass Holodomor international als Völkermordanerkannt wird. Am 15. Dezember 2022, fast 10 Monate nach Beginn der großangelegten russischen Invasion der Ukraine, stufte das EU-Parlament den Holodomor als Genozid ein.
“Die Abgeordneten stellen fest,” so die Pressemitteilung, “dass die Schönfärberei und Verherrlichung der totalitären Sowjetherrschaft und die Wiederbelebung des Stalin-Kults in Russland darin gipfeln, dass das heutige Russland zu einem Staat geworden ist, der dem Terrorismus Vorschub leistet.”
Jedes Jahr ist der letzte Samstag im November in der Ukraine Holodomor-Gedenktag.
Mr. Jones (Film, 2019)
Zur Zeit des Holodomor waren in der Sowjetunion gleichzeitig drei britische Journalisten tätig. Der erste namens Walter Duranty (1884-1957) war der weltweit bekannteste Auslandskorrespondent und wurde 1932 für seine Artikelserie über die Sowjetunion in der New York Times mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Doch heute weiß man, dass er die Hungersnot in der Ukraine bewusst verschwiegen und geleugnet hat, was der Sowjetunion geholfen hat, die Tragödie lange geheim zu halten. Seit Jahren erhebt eine breite internationale Öffentlichkeit die Forderung an die New York Times, diesen Pulitzer-Preis zurückzugeben. Anders verhielt es sich mit zwei weiteren britischen Journalisten, Garet Jones und Malcolm Muggeridge, dank deren Arbeit die Wahrheit über die Hungerskatastrophe bekannt wurde.
Timothy Snyder Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin (Sachbuch 2010)
Aus dem Klappentext: “Noch bevor der Zweite Weltkrieg begann, hatte Hitlers zeitweiliger Partner und späterer Gegner Stalin bereits Millionen von Menschen umgebracht – und setzte dieses Morden während des Krieges fort. Bevor Hitler besiegt war, hatte er sechs Millionen Juden ermorden lassen – und ließ Millionen andere Menschen gezielt verhungern. All dies geschah auf einem einzigen Gebiet: den „Bloodlands“ zwischen Russland und Deutschland. Doch als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, verschwand die Erinnerung an diesen millionenfachen Mord in der Dunkelheit hinter dem Eisernen Vorhang.”
Tanya Pyankova: Das Zeitalter der roten Ameisen (Roman, 2022)
“Poltawa, Ukraine, 1932: Die junge Yavdokha versucht verzweifelt, sich und ihre Familie am Leben zu halten – doch der Hunger setzt nicht nur ihren Körpern zu, sondern immer mehr Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung greifen zu verzweifelten, unmenschlichen Maßnahmen im Kampf um das nackte Überleben. Nur wenige Kilometer von ihnen entfernt wird Solya, die wohlhabende Frau des ortsansässigen Parteivorsitzenden, von ihren eigenen, völlig unterschiedlichen Dämonen heimgesucht und scheitert daran, Gewicht zu verlieren – und Svyryd, ein Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung, nutzt seine Machtposition, um seine große Liebe Anna, Yavdokhas Mutter, zu manipulieren.
In drei verschiedenen Erzählstimmen erschafft Tanya Pyankova das erschreckend aktuelle Psychogramm einer Zeit und einer Nation, das relevanter nicht sein könnte: Die von der Sowjetunion besetzte Ukraine erlitt eine Hungersnot, die das Leben vieler Millionen Menschen forderte – und die von den Besatzern als politisches Machtinstrument gezielt hervorgerufen worden war. Dieser Genozid ging als Holodomor (»Tötung durch Hunger«) in die Geschichte ein.” (Ecco Verlag)
GRAIN: Burning issue (Ausstellung in Wien, 9.11.2023-3.12.2023)
“Grain has become a burning issue in many senses. Ukraine used to deliver grain to over 400mln people worldwide. With the full-scale Russian invasion everything has changed dramatically. The Russian Federation is blocking the ways of grain delivery, shelling Ukrainian ports and grain storages, mining the fields, destroying machines for cultivating the land. Hunger is used as the tool of war and oppression. Human life is devalued. This is not the first case of such actions of Russia towards other nations. The Soviet Union was responsible for the Holodomor in Ukraine – a man-made famine of 1932/33 which resulted in millions of Ukrainians starving to death in the country which was feeding the whole world.
The topic will be discovered through photography, video-works, installations, featuring elements of Ukrainian folk art through colour, traditional folk-art techniques and values reflected in the artworks. Moreover, the topic will be embodied in the grain itself – grain delivered from Ukraine, burned by the Russian shelling. The visitors will also be able to see parts of the drone, which Russia used to destroy the grain. Artists: Zhanna Kadyrova, Pavlo Mazai, Libkos, Kostiantyn Polishchuk, Svitlana Zhytnia, Oksana Gryniv, Yana Gryniv. Curated by: Yana Gryniv, art curator, artist, founder of the Art Contact Ukraine platform” (aus der Beschreibung der Veranstaltung)